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Wirtschaft
 

Zusammenhänge neu gesehen…

Veränderung der Gesellschaft?

von Klaus Buschendorf

Hört man unsere Politiker, so wird laufend verändert. Doch ihr Aktionismus bleibt in Äußerlichkeiten stecken. So behaupten sie, mit dem und jenem die Finanzkrise zu bekämpfen. Doch nicht ein einziges erkanntes „Schrottpapier“ ist aus dem Verkehr gezogen, Neuauflagen und Hedgefonds sind nicht verboten – dabei ist sich die Fachwelt einig, alle „Deregulierungen“ der Vergangenheit haben erst zu diesem Wirrwarr geführt, der „Finanzkrise“ genannt wird. Nein, diese Regierung will sie lediglich „durchstehen“, damit alles in einem „gestärkten“ Deutschland so weitergehen kann wie vorher. Der größte Verlierer wird der Mittelstand sein. Er wird weiter „abschmelzen“ zugunsten der Superreichen. Aber das ist so gewollt. Denn die herrschenden Parteien sind nur das Spielgeld der Superreichen. Es muss uns klar sein: Wirkliche Veränderungen können nur gegen diese Regierungslobby der Konzerne durchgesetzt werden.

Was ist die bekannteste Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse in der Geschichte? Die Französische Revolution. Wodurch ist sie gekennzeichnet? Durch Massenbewegungen, Führungseliten und die Losung: „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit!“ Und viel Blut. Muss jede gesellschaftliche Veränderung so verlaufen?

In der Geschichte der europäischen Staaten sind Revolutionen wie die französische nicht die Regel. Sehr oft wurde auch „von oben revolutioniert“. Das war z. B. in Preußen so von 1807 – 1812 unter Leitung der Reformer von Stein und Hardenberg. Auch in Preußen existierte zu jener Zeit eine Massenbewegung, die sich gegen Napoleon richtete, eine Führungselite der Reformer und Losungen gegen die Fremdherrschaft. Blut allerdings floss vergleichsweise wenig bei vereinzelten Aktionen gegen die französische Besatzung.

Ob gesellschaftliche Veränderungen den chaotischen französischen oder den geregelten preußischen Weg gehen, ist bei ihrem Beginn nicht absehbar. Es hängt sehr viel von den jeweils Herrschenden ab, von ihren Reaktionen auf das Handeln der Massenbewegung. Grausam wurde die Französische Revolution erst spät. Ihren blutigen Höhepunkt fand sie, als die Jakobiner aus dem ursprünglichen dritten Losungswort „Eigentum“ die „Brüderlichkeit“ formulierten und damit eine Diktatur bemäntelten.

Diese Wirrungen beobachten die Freiherren Stein und Hardenberg genau. Aber auch die Ergebnisse, welche nach dem Ende der Revolution in Frankreich zu Napoleons Kampfkraft in den folgenden Kriegen führte. Mit diesem Wissen und einer klaren Zielstellung holten sie für Preußen nach, was Frankreich voraus hatte und ermöglichten ihrem Land eine führende Rolle bei der Beseitigung der napoleonischen Fremdherrschaft.

Und wir? Haben wir eine Massenbewegung? Haben wir formulierte Ziele, Menschen, die vorangehen werden? All das liegt noch vor uns. In Frankreich schuf die Losung „Freiheit – Gleichheit – Eigentum!“ jene Massenbewegung, und ein „dritter Stand“ formierte sich als Führungskraft. Und in einem, leider oft blutig ausgetragenen Meinungsstreit formulierte dieser Ziele und unmittelbare Veränderungen der Gesellschaft.

Welche Losungen sollten in heutiger Zeit die Menschen beflügeln? Kein Zweifel, dass wir nach wie vor nach Freiheit streben. Die „Gleichheit“ der Französischen Revolution meinte die Gleichheit vor dem Gesetz, nicht die Nivellierung von Menschen, wie ihr heute untergeschoben wird. „Gerechtigkeit“ würden wir heute dazu sagen und Gleiches meinen wie damals das Volk von Paris. Und der Sozialstaat, der heute verteidigt bzw. zurückgewonnen und ausgebaut werden müsste, ist am besten mit dem Wort „Solidarität“ beschrieben.

Eigentlich sollten wir einen „Dritten Stand“ haben: Die Linkspartei, die aus dem gescheiterten Sozialismusversuch hätte Lehren ziehen können und Vorstellungen haben müsste, wie die notwendigen Veränderungen begonnen würden und wie sie aussehen sollten. Das vermisse ich. So bleibt uns nur, eigene Vorstellungen zu entwickeln, darzulegen und zu diskutieren. Das wollen wir leisten, wir von „Artikel Eins“, zumindest einen bescheidenen Beitrag dazu. Lesen Sie dazu in unseren Themen. Und tragen Sie mit bei. Denn: Was sich durchsetzen wird, wenn die Veränderungen einmal in Gang kommen, das kann niemand voraussehen. Doch ohne Vorstellungen, nur mit einfachen Forderungen: Das da muss weg!, kommt nichts Vernünftiges zustande.

(Lesen Sie in unseren Themen: „Antimeudalistisches Manifest“ und „Linke Gesellschaftsalternative“!)

 

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